ALLES IST GUT
In eineinhalb Jahrzehnten innerer Arbeit hat sich uns eine unumstößliche Wahrheit immer deutlicher gezeigt: Alles ist gut.
Der Ort, an dem wir diese Wahrheit gefunden haben, liegt mitten in uns allen. Umringt von Lärm, Schmerz und unverarbeiteter Trauer ist er zunächst kaum oder gar nicht fühl- und erlebbar. Und nur wer den Mut aufbringt, sich selbst wirklich zu begegnen -dem Hellen und dem Dunklen in sich- findet diesen Ort.
Grosse Gegensätze
Früher waren es vereinzelte Durchbrüche, in denen wir Zugang dazu fanden- zwischen langen Sequenzen von Dunkelheit. Und oft war die Diskrepanz zwischen diesem tiefen inneren Wissen, dass alles gut ist, und der Welt, wie wir sie erlebten- unseren alltäglichen Problemen, dem Weltgeschehen, der Dunkelheit im Aussen usw. schwer zu erklären.
Wie kann alles gut sein, wenn doch offensichtlich nicht alles gut ist?
Wir fragten uns lange Zeit, ob es vielleicht eine Entscheidung sei, in der einen oder der anderen Realität zu leben: in einem Leben, in dem alles gut ist, oder in einem, in dem vieles schwierig und falsch ist. Eine Frage der Perspektive.
Wir übten uns sehr ernsthaft darin, alles positiv zu sehen und uns bewusst für positive Emotionen zu entscheiden, anstatt negativen und destruktiven Strömungen in uns Raum zu geben. Doch nach langen Bemühungen mussten wir zugeben, dass es so nicht funktioniert. Es war vielmehr ein Überspielen und Verdrängen von negativen und unangenehmen Aspekten, als ein wirklicher Shift ins Positive. Und so änderten wir unsere Strategie.
Auch wenn es schmerzhaft war
Wir stellten fest, dass es sich viel ehrlicher anfühlt, dazu zu stehen, wie wir uns tatsächlich fühlen, anstatt ständig so zu tun, als wäre alles gut. Wir erkannten, dass auch die Dunkelheit -die Trauer, der Schmerz, das Leid- zum Leben dazugehört. Dass sie ein wichtiger und richtiger Teil davon ist. Und je weniger wir dagegen ankämpften, desto mehr konnte aus dieser Akzeptanz das Gefühl von alles ist gut wachsen.
Auch wenn es schmerzte, auch wenn es schwierig war- sich dem Leben hinzugeben und mit seinem Fluss mitzugehen, fühlte sich gut und richtig an. Wir ließen es so wieder mehr zu, wenn es uns schlecht ging, und übten uns darin, ruhig und bewusst durch diese Phasen zu gehen. Das führte dazu, dass wir immer öfter aus der Perspektive von „alles ist gut“ durch schwierige Gefühle, Zustände und Situationen gehen konnten- doch es war ein langer Prozess.
Es dauerte viele Jahre zu lernen, den Zustand von „alles ist gut“ und Gefühle wie Ohnmacht, Schmerz, Trauer, Wut usw. gleichzeitig da sein zu lassen. Wir verstanden zunehmend, dass es nicht um eine Entscheidung für das eine oder das andere ging, sondern um das Zusammenbringen beider Realitäten. Von Licht und Dunkelheit, Gut und Schlecht, Freude und Schmerz. Und was dabei entstand, war so viel echter und tiefer als alles, was wir bisher kannten.
Echter Kontakt
Wir merkten, dass echter Kontakt mit uns selbst und unseren Gefühlen erst in diesem Zustand möglich wurde und erlebten, wie sehr wir uns dadurch veränderten. Wir entdeckten, wie sich echte Integration anfühlt und welche weitreichenden positiven Veränderungen sie ins Leben bringt. Wir haben uns so tief verändert durch diese Arbeit, dass wir es manchmal selbst kaum fassen können.
Einer der schönsten Aspekte dabei ist, dass wir einen tiefen Frieden gefunden haben mit allem, was ist- nicht, weil wir nie mehr Krisen, schwierige Augenblicke oder Phasen erleben, sondern weil wir nicht mehr so stark werten. Wir verstehen schwierige Ereignisse und Gefühle als ebenso wertvoll wie angenehme, auch wenn sie anstrengend und herausfordernd sind.
Und erst durch diese Akzeptanz wird es überhaupt möglich, an den schwierigen Aspekten des Lebens zu wachsen. Es ist schwer in Worte zu fassen, wie tief das geht. Denn wir sprechen hier nicht von einem Konzept oder einer Idee, jede Herausforderung als Wachstumschance zu sehen. Wir sprechen von der tiefen und unumstößlichen Erkenntnis, dass es tatsächlich so ist. Dem Wissen, das sich nur durch echte innere Arbeit eröffnet:
Alles ist gut.