GEBORGENHEIT IN SICH SELBST FINDEN

Wir leben in einer besonders herausfordernden Zeit. Die Sicherheit, in der viele von uns gross geworden sind, beginnt immer mehr zu bröckeln. Die Hoffnung, dass unsere Welt Schritt für Schritt gerechter, sozialer und demokratischer wird, trägt heute ein grosses Fragezeichen. Auch gewinnen in vielen Ländern politische Strömungen an Einfluss, die genau das infrage stellen. Auch mit der mentalen Gesundheit sieht es für viele nicht gut aus- Depressionen, Einsamkeit, Angststörungen und Stress sind nur einige der Probleme, die weltweit auf dem Vormarsch sind.

Noch bevor wir wirklich verstehen, wie es so weit kommen konnte - und welchen Anteil z. B. Social Media daran hat - bahnt sich schon die nächste grosse Welle an: Die rasanten Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Sie könnten unsere Gesellschaft in den kommenden Jahren tiefgreifender verändern, als wir es uns heute vorstellen können.

Zu viel auf einmal

Und wo bleibt angesichts dessen der entschlossene Einsatz gegen den Klimawandel? Wer sorgt dafür, dass wir mit der neuen KI-Technologie verantwortungsvoll umgehen? Wer schützt demokratische Grundwerte? Und wann finden wir den Mut, über menschliches Leid – ob in Gaza oder anderswo – nicht länger zu schweigen?

Als Menschen sind wir oft erstaunlich fähig, mit einer einzelnen Krise umzugehen. Wenn jedoch mehrere Krisen gleichzeitig auf uns einwirken, kann das leicht in Angst, Überforderung und Ohnmacht münden- was uns den Halt entzieht, uns entwurzelt und ohne Sicherheit und Geborgenheit zurücklässt.

Für sich selbst und für die Welt

Die Frage, wie wir Geborgenheit in uns selbst finden können, ist deshalb aktueller denn je.
Wir brauchen diese innere Stärke, diesen warmen Halt, um in uns selbst einen verlässlichen Anker zu haben- unabhängig davon, was im Aussen geschieht.

Für dich persönlich ist dieses Gefühl von Geborgenheit nicht nur eine wertvolle Ressource in schwierigen Zeiten, sondern auch eine unvergleichlich schöne Erfahrung: spüren zu dürfen, dass du in dir selbst zu Hause bist. Zu erkennen, dass nicht das Außen, sondern vor allem dein Inneres dafür verantwortlich ist, wie viel Halt und Sicherheit du erfährst- und dass du es bist, der*die sich halten kann, gerade auch in dunklen und turbulenten Zeiten.

Gleichzeitig braucht auch die Welt Menschen, die in sich selbst Halt finden. Denn nur aus diesem Zustand heraus können wir den äusseren Herausforderungen mit Klarheit, Weitsicht und innerer Freiheit begegnen- und nachhaltige Lösungen erkennen, die zu positiven Veränderungen führen.

Ein grosser Unterschied

Menschen, die Sicherheit ausschliesslich im Aussen suchen, kämpfen oft darum, das zu bewahren, was ihnen Halt gibt- selbst wenn das oft Stillstand bedeutet oder gar dem Gemeinwohl schadet.
Wer jedoch diese Sicherheit in sich selbst gefunden hat, kann die Welt klarer und freier betrachten. Die Sicht ist nicht getrübt von Angst oder dem Zwang, ein Defizit zu füllen und so werden wirklich tragfähige Lösungen möglich.

Fokus-Wechsel

Wie also finden wir Geborgenheit in uns selbst? Der erste Schritt ist ein bewusster Fokuswechsel. Wir sind kulturell stark darauf geprägt, unsere Aufmerksamkeit nach außen zu richten. Wenn wir jedoch etwas in uns entdecken und persönliche Veränderung im Kern durchleben möchten, müssen wir lernen, den Blick nach innen zu wenden.

Das klingt einfach- und doch ist es ein grosser Schritt, welcher selten von heute auf morgen geschieht, sondern durch eine langsame, liebevolle Umgewöhnung.

Vom Kopf ins Herz

Ein weiterer entscheidender Schritt führt vom Kopf ins Herz. Auch hier wirken starke kulturelle Muster, die uns im Denken festhalten. Zu erfahren, dass es in dir einen anderen Mittelpunkt gibt, von dem aus du wahrnehmen kannst, ist oft lebensverändernd und öffnet den Zugang zu einer Lebensrealität, die von Verbundenheit, Verständnis und Liebe gefüllt ist, anstelle von Schmerz und Angst.

Einfach wahrnehmen

Dann gilt es zu lernen, einfach präsent zu sein- ohne sofort etwas verändern zu wollen. Das bedeutet: schwierige Gefühle wahrzunehmen, ohne dich gleich dagegen zu wehren. Herauszutreten aus dem ewigen inneren Kampf, der an dir zerrt, dich Unsicherheit und Angst erleben lässt- und den Mut zu haben, in Kontakt zu gehen, um Veränderung einzuladen. Am besten gelingt das, wenn du dich dabei körperlich verankerst und ganz im gegenwärtigen Moment bleibst.

Teil des grossen Ganzen

Ein weiterer Schlüssel liegt darin, dich als Teil eines grösseren Ganzen zu erkennen- einer lebendigen, tragenden Wirklichkeit, die weit über dich hinausgeht. Das kann sich als spirituelle Erfahrung zeigen: zu spüren, dass du mit allem verbunden bist, dass dein Leben eingebettet ist in einen grösseren Fluss, der dich trägt.

Wenn du dich diesem Bewusstsein öffnest, verändert sich auch der Kontakt mit dir selbst. Du kannst dich auch tiefer in dich selbst fallen lassen und ankommen- wenn du dich in dieser grösseren Erfahrung sicher und aufgehoben fühlst.

Herausfordernd und lohnenswert

Die Geborgenheit nicht mehr im Aussen, sondern in sich selbst zu finden ist ein vielschichtiger Prozess und jeder Schritt braucht Zeit und Aufmerksamkeit.
Der Weg zu dir selbst ist nicht linear- du gehst die einzelnen Schritte immer wieder, jedes Mal in einer neuen Tiefe. Mit jedem Durchgang verfeinert sich dein Empfinden und die Geborgenheit in dir wird klarer und tragfähiger.

Auf diesem Weg wirst du auch immer wieder herausfordernden Momenten begegnen. Oft taucht zuerst alter, unverarbeiteter Schmerz auf, bevor sich das Gefühl der inneren Geborgenheit weiter vertieft. Doch wenn du diesen mutig annimmst und den Kontakt zu dir immer weiter suchst, findest du eine unzerstörbare innere Geborgenheit- ein stetes Gehaltenwerden und eine neue Mitte, von der aus du durchs Leben gehst.

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WENN DU (ZU) VIEL FÜHLST