AUTHENTISCHES SELBSTVERTRAUEN

Selbstsicheres und starkes Auftreten sind in unserer Gesellschaft hoch angesehen. Es kann deshalb schnell vorkommen, dass man sich als eher introvertierter und unsicherer Mensch klein und unbedeutend fühlt – oder einfach merkt, dass es schwierig ist, fair erkannt und anerkannt zu werden für das, was man tut.

An Anleitungen zu mehr Selbstbewusstsein fehlt es nicht. Das Internet und Social Media sind voll davon. Doch wer versucht, mit diesen Anleitungen das gewünschte Ziel zu erreichen, merkt bald, dass die Sache etwas komplizierter ist, als es häufig dargestellt wird. Und nicht selten bleibt nur ein weiteres Mal das Gefühl zurück, es wieder nicht geschafft zu haben.

Was ist Selbstvertrauen eigentlich?
Selbstvertrauen kann sehr unterschiedlich interpretiert werden. Wer zum Beispiel als extrovertierte Person zur Welt gekommen ist und als Kind viel Bestätigung erfahren hat, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit zu einer klassisch selbstbewussten Person heranwachsen. Das ist wertvoll für diesen Menschen, denn diese Form von Selbstvertrauen kann hilfreich sein und Türen öffnen.

Das Vertrauen, das diese Person in sich selbst hat, ist jedoch nicht unbedingt das Resultat einer tiefen Selbstbegegnung, sondern oft eher das Ergebnis günstiger Umstände. Diese Art von Selbstvertrauen wird in unserer Gesellschaft besonders stark belohnt und viele Anleitungen zu mehr Selbstvertrauen zielen genau auf diese Form ab. Kein Wunder also, dass sie bei Menschen, die nicht die gleichen Voraussetzungen mitbringen, nicht immer funktionieren.

Authentisches Selbstvertrauen
Eine tiefere Form von Selbstvertrauen ist das authentische Selbstvertrauen, das aus innerer Selbstbegegnung entsteht. Es ist unabhängig von äusseren Umständen, kann jedoch nur in einem langsamen Prozess wachsen. Dieser Prozess führt schliesslich nicht nur zu mehr Selbstvertrauen, sondern auch zu mehr Vertrauen im Allgemeinen – sowie zu Sinn, Geborgenheit, Halt und Verbundenheit.

Diese Art von Selbstvertrauen entwickelst du nicht, indem du deine Unsicherheiten verdrängst und dich darin übst, auf andere beeindruckender zu wirken. Sie entsteht vielmehr, indem du dich deinen Unsicherheiten stellst. Die Ängste, Themen und Prägungen dahinter erkennst und berührst – und dadurch einen neuen Bezug zu dir selbst findest. Es wächst daraus, dass du dir aufrichtig und ehrlich die Frage stellst: Kann ich mir wirklich vertrauen?

Sich den eigenen Ängsten stellen
Du gehst in Kontakt mit den Bereichen in dir, von denen du am meisten befürchtest, dass sie nicht vertrauenswürdig sind. Mit den Bereichen, in denen du dich klein und schlecht fühlst - von denen du glaubst, dass sie dich zurückhalten oder sogar sabotieren. Du tust das, um dich wirklich kennenzulernen und zu verstehen, warum du so bist, wie du bist, und woher all diese Gefühle kommen.

Ein Beispiel: Wenn du in einer Gruppe still wirst und dich innerlich klein fühlst, nimmst du dir bewusst Raum, die Angst dahinter zu spüren, statt zu versuchen, besonders laut oder witzig zu sein. Du beginnst dich für diese Angst und die dahinterliegenden Prägungen zu interessieren und möchtest ihr wirklich auf den Grund gehen, selbst wenn der Kontakt damit unangenehm ist.

Das Verständnis, das wächst
Das Verständnis, das dabei in dir wächst, führt zu Empathie, Verbindung und Liebe. Du beginnst, dich zu mögen wie du bist, und erkennst, dass du nicht extrovertiert und wortgewandt sein musst, um wertvoll zu sein, sondern einfach du selbst. Du erkennst, dass du genau so wie du bist, richtig und gut bist. Und dass du fähig bist, dich in all deinen Aspekten zu erkennen, zu verstehen, anzunehmen und zu halten. Das Vertrauen in dich selbst, das daraus entsteht ist so tief, dass es deinen Bezug zu dir selbst und zum Leben für immer verändert.

Das ist authentisches Selbstvertrauen: der Zustand von tiefem und grundsolidem Vertrauen in dich selbst. Und da diese Art von Selbstvertrauen nur wachsen kann, wenn du wirklich mit dir selbst und dem Leben in Kontakt gehst, wächst gleichzeitig damit auch tiefes und grundsolides Vertrauen ins Leben selbst.

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