WIEDER MEHR BEI DIR SELBST SEIN
„Bei sich selbst sein“ ist ein Ausdruck, der oft dafür verwendet wird, mit der Aufmerksamkeit mehr bei sich zu bleiben, anstatt sich im Aussen zu verlieren.
Aber wo ist dieses „Selbst“ eigentlich? Ist das eher symbolisch gemeint - also dass du mehr an dich selbst denken sollst, anstatt nur daran, was andere von dir erwarten - oder ist das „Selbst“ ein konkreter Ort?
Tatsächlich lässt sich das Selbst als konkreter Ort erleben - und noch mehr als das. Denn dein Selbst ist nicht nur ein Ort, den du innerlich spüren und erfahren kannst, sondern ein Zustand, der daraus entsteht, dass du mit diesem Ort verbunden bist.
Auch wenn dieser innere Ort nicht immer nur an den Körper gebunden sein muss, spüren ihn viele Menschen im Herzen. Nicht weil sie sich vorstellen, dass er dort ist, sondern weil eine wirkliche Berührung damit erfahrbar wird, wenn man mit der Aufmerksamkeit ganz zum (energetischen) Herzen kommt (oft übrigens nicht exakt auf dem physischen Herzen, sondern eher etwas höher und in der Brustmitte).
Diesen Ort wirklich spüren zu können, ist oft das Ergebnis einer langen Reise. Gerade weil es eben nicht bloss Vorstellung, sondern eine tatsächliche Erfahrung ist. Häufig beinhaltet dieser Weg, dass man zunächst all die Vorstellungen loslässt, die man darüber hat, wer man ist, wo man sich spüren kann und wie sich das anfühlen sollte. Denn meist lenken genau diese inneren Bilder von der wirklichen Begegnung ab.
Auch die Idee, dass in Kontakt mit sich selbst zu kommen bedeuten würde, dass alles nur noch ruhig, geborgen und zentriert wird, darf man loslassen. Denn sehr oft ist echter Kontakt mit sich selbst zunächst enorm aufwühlend. Sich selbst zu spüren, triggert alte Verletzungen, die einer der Hauptgründe sind, weshalb wir aufgehört haben, uns selbst zu fühlen - häufig schon sehr früh in unserer Prägungsgeschichte.
Für die allermeisten Menschen ist der Kontakt mit diesen unangenehmen Gefühlen, Zuständen und Erinnerungen etwas, vor dem sie ein Leben lang flüchten - meist unbewusst. Damit flüchten sie jedoch nicht nur vor altem Schmerz, sondern tatsächlich auch vor sich selbst.
Für alle aber, die bereit sind, für den Kontakt mit sich selbst auch den Kontakt mit alten Verletzungen in Kauf zu nehmen, beginnt damit eine tiefgehende und lebensverändernde Reise. Eine Reise, auf der sie sich selbst immer feiner spüren lernen und dabei ganz tief erfahren, was „Selbst“ wirklich bedeutet.
Das zu erleben, ist das Wiederfinden von etwas, das wir ein Leben lang vermisst haben. Und das Finden eines inneren Kompasses, der uns sonst schmerzlich fehlt.
Denn wenn wir die schmerzhaften und aufwühlenden Gefühle, die beim Zurückfinden zu uns selbst zunächst auftauchen, annehmen und ein Stück weit verarbeiten, beginnt sich immer mehr die Kraft zu zeigen, die eigentlich in uns steckt.
Im Kontakt mit dir selbst bist du klar, fokussiert, berührbar und zielgerichtet. Du beginnst eine Richtung zu spüren, in die du gehen möchtest, und merkst, dass du Entscheidungen aus dir selbst heraus treffen kannst - anstatt dich den Erwartungen und dem Druck von aussen zu fügen.
Gerade am Anfang braucht es oft viel Mut, der Richtung zu folgen, die sich aus dir heraus zeigt. Denn ihr zu folgen bedeutet, eigenverantwortlich zu werden und dich nicht länger auf das abzustützen, was andere tun oder sagen. Es scheint oft einfacher, gemeinsam mit anderen möglicherweise falsch zu liegen, als das Risiko einzugehen, alleine für die eigenen Entscheidungen verantwortlich zu sein.
Doch je mehr du die Erfahrung machst, wie gut sich Dinge entwickeln können, wenn du dir selbst vertraust und aus dem Kontakt mit deinem Herzen oder deinem „Selbst“ heraus handelst und entscheidest, desto mehr wächst dieses Vertrauen. Du findest Halt, Geborgenheit und Ruhe in dir selbst und erlebst, was es bedeutet, wirklich bei dir selbst anzukommen.
Es braucht Mut, diesen Weg zu gehen - aber er lohnt sich so sehr. Und wann immer du Unterstützung brauchst oder vielleicht nicht genau weisst, wie du die nächsten Schritte angehen sollst, sind wir für dich da.