AUGEN ZU UND DURCH?

Sich geborgen, erfüllt und sicher zu fühlen, fühlt sich gut und richtig an. Sich ausgeliefert, leer und unsicher zu fühlen hingegen, falsch.

In Momenten, in denen wir mit Letzterem konfrontiert sind, verschließen wir uns deshalb oft. Augen zu und durch – und wir hoffen, dass es bald wieder besser wird. Doch genau damit verschließen wir uns vor den größten Wachstums‑Chancen.

Ein neues Weltbild

Um diese Wachstums‑Chancen erkennen und nutzen zu können, braucht es eine grundlegende Veränderung des Weltbildes.
Anstelle des Kampfes zwischen hell und dunkel – bei dem am Ende das Helle siegt und das Dunkle verschwindet (Verdrängung) – wird es Zeit für ein Weltbild der Integration: ein Weltbild, in dem das Helle und das Dunkle ihren Platz haben und in gleicher Weise wertvoll und „richtig“ sind (Integration).

Wir sprechen dabei natürlich nicht von destruktiven oder grenzüberschreitenden Handlungen, die man richtig finden soll, sondern von Gefühlen.
Und als kurze Randnotiz dazu: Destruktives und grenzüberschreitendes Verhalten entsteht gerade dadurch, dass dunkle Gefühle verdrängt statt integriert werden.

In diesem neuen Weltbild muss ein guter Tag nicht mehr ein Tag sein, an dem du dich super gefühlt hast, sondern einer, an dem du dich den Gefühlen geöffnet hast, die da waren – auch wenn sie schwierig waren.

Eigenverantwortung

So zu leben bedeutet, Verantwortung für sich selbst und seine Gefühle zu übernehmen.
Verantwortung, im Gegensatz zu Schuld, ist etwas extrem Wertvolles. Es bedeutet, sich einer Sache wirklich anzunehmen, statt darauf zu warten, dass jemand anderes sie löst.

Vielleicht denkst du im ersten Moment: „Das mache ich schon lange.“
Doch bei genauerem Hinsehen wirst du garantiert feststellen, dass du noch oft keine Verantwortung für deine Gefühle übernimmst. Unsere ganze Gesellschaft und Kultur sind so grundlegend darauf ausgerichtet, keine Verantwortung für sich und seine Gefühle zu übernehmen, dass wir das schon von klein auf tief verinnerlichen. Wir haben schlichtweg kaum Vorbilder für echte Eigenverantwortung.

Leichtigkeit von ganz tief innen

Klingt das alles bis jetzt eher anstrengend als ermutigend? Dann liegt das daran, dass wir noch nicht darüber gesprochen haben, was genau die Benefits davon sind, eigenverantwortlich und integrativ mit seinen Gefühlen umzugehen.
Denn diese überstrahlen die Überwindung, die es braucht, ins „kalte Wasser“ der Gefühle zu springen, bei Weitem.

Wir beide denken uns oft: „Wenn alle Menschen wüssten, wie es sich anfühlt, so zu leben, wirklich innerlich zu arbeiten und die Freiheit zu kosten, die das mit sich bringt, wäre jeder einzelne bereit, sich seinen Gefühlen zu stellen und sich aufzuarbeiten. Und zwar sofort.“

Das Leben verändert sich nämlich grundlegend!


Anstatt ausgeliefert zu sein und immer darauf hoffen zu müssen, dass alles „gut“ kommt, findest du hinein in ein Leben, in dem alles immer gut ist. Nicht, weil dir alles in den Schoß fällt und du nur Angenehmes erlebst, sondern weil du erkennst, dass du an jeder Situation wachsen kannst -und Freude daran findest, dich deinen Gefühlen zu stellen.

Zu erleben, wie sich dadurch Grundstimmungen, die du schon dein Leben lang unbewusst in dir trägst, zu verändern beginnen, ist mind blowing. Was du für ein unveränderliches Grundgestein gehalten hast, beginnt sich zu wandeln! Du löst Unverarbeitetes in dir, von dem du nicht einmal wusstest, dass es da ist -und fühlst dich dadurch, als ob sich die Schwerkraft selbst verändert hätte. Eine unzerstörbare Leichtigkeit von ganz tief innen wächst.

Erste Schritte

Wie kannst du erste Schritte zu dieser Leichtigkeit gehen?
Ganz praktisch im Alltag -und zwar vor allem in den Momenten, in denen es dir nicht gut geht.
Wann immer etwas Unangenehmes passiert, wenn du getriggert bist, wenn schwierige Gefühle hochkommen, dann ist es Zeit, hellwach zu werden. Nicht „Augen zu und durch“, sondern „Augen auf und da sein“!
Nimm deine Gefühle wahr, akzeptiere, dass es deine Gefühle sind, und erkenne an, dass nur du lernen kannst, sie auszuhalten und mit der Zeit sogar ganz anzunehmen.

Mach dich in solchen Momenten ganz ruhig, schließe die Augen, atme tief durch und nimm die Situation und das Gefühl wahr. Das klingt vielleicht nach wenig, ist aber wahnsinnig viel: ein erster Schritt in echten Kontakt.

Löse dabei die Gefühle ganz sanft von der Verstrickung mit der Gegenwart, indem du erkennst, wie viel sie mit früheren Ereignissen zu tun haben. Gerade in emotional stark geladenen Momenten tun sich sehr leicht Einsichten über Zusammenhänge mit früheren Geschichten auf.
Bleib dir dabei aber bewusst, dass es nicht darum geht, das schuldige Ereignis zu finden, sondern darum, das Gefühl besser einordnen zu können -und durch Verständnis die Angst davor zu verlieren.

Nimm diese einfachen Übungen direkt mit in deinen Alltag und beobachte, wie sich dein Bezug zu deinen Gefühlen dadurch verändert. Viel Freude damit!

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