DIE WELT BRENNT

Es tut uns im Herzen weh, was gegenwärtig in der Welt geschieht. Wir weinen, wenn wir sehen, wie Kinder und unschuldige Menschen leiden, wie Familien ihre Heimat verlieren, wie ganze Städte bis auf die Grundmauern zerstört werden. Und es macht uns wütend, dass ein viel zu großer Teil der Welt einfach nur zusieht – nicht genug unternimmt, um diesen Wahnsinn zu stoppen, oder gar nicht erst hinschaut oder sich berühren lässt.

Aus altem Schmerz entsteht neuer

Wie schnell sonst empathische Menschen bereit sind, ihre Augen und ihr Herz zu verschließen, um sich nicht durch Mark und Bein erschüttern zu lassen, zeigt, wie überfordert viele noch mit starken Gefühlen sind. Doch genau dieser Schutzmechanismus ist oft die Ursache dafür, dass vergangene Traumata nicht verarbeitet werden und aus altem Schmerz neuer entsteht. Es liegt deshalb in der Verantwortung von uns allen, einen reiferen Umgang mit dem unsäglichen Leid zu finden, das gerade geschieht.

Überforderung ist menschlich

Es ist wichtig, zu verstehen: Überforderung ist eine natürliche Reaktion auf unerträgliches Leid. Wir fühlen uns angesichts solcher Ungerechtigkeit oft eingeklemmt, machtlos, ohnmächtig. Man neigt dazu zu sagen: „Ich halte das nicht aus, und ich kann sowieso nichts tun.“ Die Hände werden in die Luft geworfen, man wendet sich ab, isoliert sich.

Ohnmacht ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein ganz normaler Gefühlszustand. Der erste Schritt in eine konstruktive Richtung ist, diese Gefühle nicht zu verdrängen, sondern sie anzunehmen und ruhig mit ihnen zu werden.

Warum dich das triggert – und warum das wichtig ist

Schreckliche Ereignisse wie die in Gaza, aber auch in der Ukraine, den USA, im Sudan und vielen anderen Orten, konfrontieren uns oft unbewusst mit dem Schmerz unserer eigenen Geschichte. Das zu erkennen ist kein Zeichen von Egozentrik, sondern eine Schlüsselvoraussetzung, um damit zu arbeiten, hinzuschauen, sich berühren zu lassen, zu verarbeiten und schlussendlich auch nachhaltig handeln zu können.

Wenn unverarbeitete Traumata bewusst oder unbewusst getriggert werden, laufen automatisch Schutzmechanismen ab, die nur ein Ziel haben: den inneren Schmerz nicht fühlen zu müssen. Doch genau diese automatischen Reaktionen blockieren uns -entweder, weil wir uns abwenden, oder weil wir vom Schmerz überwältigt werden und nur noch reagieren, statt bewusst zu handeln.

Wenn du erkennst, dass etwas in dir getriggert ist und dir erlaubst, dich dem achtsam zuzuwenden, kannst du differenzieren: Was gehört zu dir und was gehört zur Situation im Außen? In dieser Klarheit kannst du sowohl gut für dich selbst sorgen als auch bewusst Anteil nehmen und wirkungsvoll im Außen handeln. Es braucht die innere Aufarbeitung, um immer mehr bei sich selbst und in der Welt anzukommen - ja, um ein konstruktiver und aktiver Teil von ihr zu werden und auch um die eigenen Traumata bewusst zu integrieren, anstatt sie unbewusst weiter in die Welt zu geben.

Wie kannst du jetzt schon aktiv werden?

Auch wenn du keine politische Macht hast – du hast Einfluss. Aktiv zu werden bedeutet nicht, alles allein verändern zu müssen. Es heißt, im eigenen Einflussbereich zu wirken:

Beginne in dir selbst.
Lerne, mit deinen Gefühlen zu sein – auch mit Schmerz, Wut und Hilflosigkeit. Erkenne, was dich berührt, was dich lähmt. Geh Schritt für Schritt durch die innere Arbeit, um die Themen und Prägungen, welche zu diesen Gefühlen gehören zu integrieren. Je klarer du in dir wirst, desto klarer und wirkungsvoller wirst du im Außen.

Sprich aus, was du siehst.
Sag, was dich bewegt – in Gesprächen mit Freund*innen, Familie oder online. Du musst nicht alles wissen, um Haltung zu zeigen. Deine Stimme zählt. Schweigen schützt fast immer die Täter*innen und hilft nicht den Betroffenen.

Informiere dich aus unterschiedlichen Quellen.
Vermeide einseitige Perspektiven. Suche gut geprüfte, unabhängige Informationen. Eine differenzierte Sichtweise stärkt deine innere Stabilität und dein Mitgefühl.

Unterstütze dort, wo du kannst.
Ob durch Spenden, Petitionen, offene Briefe, Demonstrationen, das Teilen wichtiger Beiträge oder durch konkrete Aktionen – jeder kleine Schritt zählt. Nicht alles muss groß sein, um Bedeutung zu haben.

Setze dich nicht unter Druck.
Du musst nicht sofort die Welt verändern. Wichtig ist, dass du überhaupt in Bewegung kommst – Schritt für Schritt. Es ist die Summe aller kleinen Dinge, die das Grosse ausmacht.

Wenn du dich blockiert fühlst: Beginne genau da.
Erkenne an, dass du dich überfordert fühlst. Das ist okay. Sehe deine Gefühle als das was sie sind: Gefühle mit denen du ruhig werden und arbeiten kannst und beginne sanft, dich ihnen zuzuwenden. Nimm dir die Zeit die nötigen Schritte in der inneren Arbeit zu gehen, um aus der Blockade hinaus zu wachsen - langsam und stetig. Auch hier gilt: Jeder Schritt, egal wie klein, ist bedeutsam.

Werde Teil der Veränderung

Was die Welt jetzt braucht sind Menschen die den Kreislauf der sich wiederholenden Traumata durchbrechen, indem sie sich der inneren Aufarbeitung stellen und die Welt aktiv mit verändern. Du kannst Teil einer Bewegung sein, die die Welt wirklich und Nachhaltig verändert. Es beginnt in dir.

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WENN DIE WELT AUS DEN FUGEN GERÄT