WENNS UNS SCHLECHT GEHT

In unserer Gesellschaft soll man stark, positiv und unabhängig sein. Schlechte Laune dagegen ist nicht gern gesehen. Es gehört zum guten Ton, sie vor anderen zu verstecken – ja, es gilt sogar als ein Zeichen von Schwäche, offen schlecht drauf zu sein. Aber ist es das wirklich?

Zu seinen Gefühlen zu stehen, braucht Mut
Tatsächlich braucht es viel Mut, offen zu seinen Gefühlen zu stehen – auch wenn man traurig, genervt oder unglücklich ist. Anderen wann immer möglich nur die Sonnenseite zu zeigen, ist hingegen der einfachere Weg.
Wir sind von klein auf so stark darauf konditioniert, genau das zu tun, dass wir oft sogar vor uns selbst verstecken, wie es uns wirklich geht. Sich erfolgreich an die Erwartungen der Umgebung anzupassen und zu verbergen, was nicht gern gesehen wird, gelingt nämlich am besten, wenn man dem auch selbst möglichst wenig Beachtung schenkt.

Gefühle unterdrücken ist nicht gesund
Natürlich ist das nicht gesund. Bestimmte Emotionen zu unterdrücken, führt dazu, dass wichtige Verarbeitungsprozesse nicht stattfinden können. Es ist entscheidend für unser Wohlbefinden, dass wir Gefühle wie Einsamkeit, Trauer, Wut und Scham zulassen – und sie als normale Aspekte unseres Gefühlsspektrums annehmen.
Die gesellschaftliche Stigmatisierung solcher Gefühle macht es schwer, reflektiert und ausgeglichen mit ihnen umzugehen. Wenn es uns nicht gut geht, denken wir sofort, etwas sei falsch. Und anstatt den Zustand anzunehmen, wie er ist, wollen wir ihn sofort ändern oder „wegmachen“.

Mit dem Gefühl einfach mal sein
Ein erster wichtiger Schritt zu einem gesünderen Umgang mit schwierigen Gefühlen ist es, zu lernen, mit dem Gefühl einfach mal zu sein - anstatt es verändern oder weghaben zu wollen.
Je mehr du lernst deine Gefühle zu akzeptieren und ihnen Daseinsberechtigung zu geben, umso weniger Sinn macht es, sie weiterhin vor anderen zu verstecken. Du beginnst offener zu kommunizieren, wie es dir geht, und formulierst deine Bedürfnisse klar – was dazu führt, dass du nach und nach ein Umfeld erschaffst, in dem Gefühle Platz haben.

Es ist ein Weg – aber einer, der sich lohnt
Natürlich ist das ein längerer Weg. Allein schon der erste Schritt, schwierige Gefühle überhaupt wahrzunehmen und da sein zu lassen, braucht Zeit. Du wirst feststellen, wie du dich anfangs noch enorm dagegen sträubst und Angst hast vor dem direkten Kontakt mit deinen Gefühlen – und wie der innere Widerstand mit den Wochen und Monaten abnimmt.
Und wenn du anfängst, deine Gefühle nach außen zu zeigen, mitzuteilen, wie es dir geht und was du brauchst, wirst du vielleicht neuen Widerstand spüren – diesmal von außen. Denn für ein Umfeld, das noch stark in den gesellschaftlichen Mustern verhaftet ist, ist deine Veränderung erst einmal ungewohnt. Aber Stück für Stück beginnst du, auch dein Umfeld zu verändern.

Warum die Mühe?
Es ist anstrengend, diesen Weg zu gehen. Ist es die Mühe wert? Absolut. Die Veränderung, die das in dein Leben bringt, ist so tiefgreifend positiv, dass sich die Anstrengung mehr als lohnt.
Denn mit den hier beschriebenen Schritten kommst du wirklich in Kontakt mit dir selbst. Du beginnst, dich selbst, die Welt und das Leben ganz neu zu fühlen und zu verstehen – und du kannst damit anfangen auch deine bisherige Lebensgeschichte, die mit diesen Gefühlen verbunden ist, zu verarbeiten.
Was daraus wächst, ist echte Freiheit und tiefes Glück – an guten wie an schlechten Tagen.

Einfach damit anfangen
Vielleicht ist heute ein guter Moment, um dir selbst ein paar Minuten zu schenken. Setz dich hin, atme tief – und frage dich: Wie geht es mir gerade wirklich?
Dann verweile einfach einen Moment mit diesen Gefühlen.
Und wenn du spürst, dass dir das guttut, dann tu es auch morgen wieder. Und übermorgen. So lange, bis es ganz selbstverständlich wird, deine Gefühle achtsam wahrzunehmen.
Denn Veränderungen bringt man am besten ins Leben, indem man einfach beginnt – Schritt für Schritt und genau da, wo man gerade ist.

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